Mareikes neue Welt

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Fachkräftemangel? Wirklich? Wir müssen reden!

„Mareike, meine Praktikantin (Erzieherausbildung) muss einen Text verfassen, in dem sie über die Vorteile des Erzieherberufes schreibt. Mir fällt nichts dazu ein. Kannst du mir helfen?“

 


Diese Worte einer ehemaligen Kollegin erreichten mich vor einigen Wochen.
Ich kann es nicht anders beschreiben, aber diese Worte trafen mich.


Ich selbst habe lange als Erzieherin gearbeitet und bin dann vor einigen Jahren ausgestiegen. Zum einen, weil mein Leben mich auf andere Wege führte, zum anderen aber auch, weil der Beruf an sich, anfing mir mehr Kräfte zu rauben, als mir guttat.


Deshalb traf mich die Aussage meiner Kollegin sehr. Denn es zeigte mir sehr deutlich, dass es nicht nur mir so ging, sondern ganz vielen anderen auch.


Wir müssen uns als Gesellschaft mal überlegen, wie weit es gekommen sein muss, dass jemand, der einen sozialen oder gesundheitlichen Beruf erlernt hat (Wir können davon ausgehen, dass ein Großteil dieser Menschen, diese Berufe gewählt hat, weil sie es aus dem Herzen tun) Schwierigkeiten hat, die Vorteile des Berufes zu benennen.


Ich kann mich noch sehr genau erinnern, als ich damals in die Erzieherausbildung gestartet bin. Ich habe es geliebt, mit Menschen, Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Mich hat es immer interessiert. Mir war es so wichtig, Menschen auf ihren Lebenswegen ein Stück weit zu begleiten, sie bestmöglich zu fordern und zu fördern und auch für mich selbst war es immer eine Bereicherung. Es war mir egal, wie die gesellschaftliche Anerkennung des Berufes war, noch wieviel ich damit verdienen könnte (reich wird man in diesen Berufen sowieso nicht an Geld, aber umso mehr an Herzenswärme). Ich war fast schon idealistisch unterwegs. Und damals-es ist jetzt schon ne Weil her😊- war die Arbeit am Kind/Jugendlichen auch noch viel intensiver.


Im Laufe der Jahre veränderte sich mein Berufsleben aber ziemlich drastisch. Die Gruppengrößen wurden größer, der Personalschlüssel hingegen kleiner. Es kamen immer mehr Auflagen hinzu, verschiedene Berichte gehörten zum täglichen Brot meiner Arbeit und so manches Mal hatte ich das Gefühl, ich hätte eine Umschulung zur Sekretärin gebraucht. Denn ich saß immer häufiger im Büro, um alles zu aufzuschreiben. Somit wurde die Arbeit am Kind auch weniger.


Hinzu kommt, dass die Rahmenbedingungen andere sind als vor 20 Jahren. Ich glaube fast jeder Erzieher oder auch Lehrer kann bestätigen, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sich sehr verändert hat. Wir haben mit immer mehr Problematiken umzugehen, die so manch ein Wissen des Erziehers/Lehrers übersteigt und Zusatzausbildungen nötig wären…doch das ist in vielen Einrichtungen nicht wirklich vorgesehen.


Warum nicht? Fragt man sich. Es geht doch um unsere Kinder. Naja, eben weil im sozialen und gesundheitlichen Bereich nicht so viele Gelder zur Verfügung stehen, wie in anderen Bereichen. Wir dürfen da alle gerne mal einen Blick in Richtung Werte und Wertschätzung werfen.


Was ich damit deutlich machen will, ist, dass es eigentlich keinen Fachkräftemangel in dem Sinne gibt. Die Fachkräfte gibt es. Nur sind sehr, sehr viele (mich eingeschlossen) aus ihren Berufen ausgestiegen.
Das Tragische an der Sache ist, dass sie nicht ausgestiegen sind, weil ihnen der Beruf keinen Spaß mehr macht. Sie sind ausgestiegen, weil es sie zu viel Kraft gekostet hat. Sie sind ausgestiegen, weil sie gesundheitliche Probleme bekommen haben. Sie sind ausgestiegen, weil sie mit Burnout oder Ähnlichem zu kämpfen haben. Sie sind ausgestiegen, weil sie sich irgendwann eingestehen mussten, dass es für sie, so wie es ist, nicht mehr tragbar ist.


Und das alles hat gravierende Folgen. Krankenhäuser, die kein Personal mehr finden, Kindergärten, die geschlossen werden müssen, Unterrichtsausfälle sind in vielen Schulen zur normalen Tagesordnung geworden. Ich brauche es nicht alles aufzählen. Uns allen ist es gut bekannt.


Diejenigen, die am meisten darunter leiden müssen, sind unsere Kinder, die Kranken, die Alten usw.

Die Frage, die wir uns alle stellen müssen, ist nicht warum es einen Fachkräftemangel gibt.


Die Frage, um die es gehen sollte ist vielmehr:


Wie konnten wir es, als Gesellschaft, so weit kommen lassen?


Und wenn wir darauf eine Antwort gefunden haben, dann können wir endlich damit anfangen darüber nachzudenken, was wir alle dazu beitragen können, um das zu ändern.


Damit die Zukunft unserer Kinder und die Versorgung der Kranken und Alten nicht zu einem Luxus wird, sondern es als gesellschaftliche Aufgabe gesehen wird, diese zu sichern. Die Systeme, so wie sind brauchen andere Strategien, damit sie bestehen können und für uns alle tragbar sind.


Denn ohne das Soziale und die Gesundheit ist eine Gesellschaft nichts.


Wirklich mal wieder Menschsein, wäre da ein sehr guter Anfang!


Von Herz zu Herz
Mareike

 

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